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(Teil 1)
BMW sucht ein neues Konzept |
BMW war in den fünfziger
Jahren also nur in der Klasse der Großwagen mit Sechszyinder- und
V8-Motoren vertreten sowie bei den Rollermobilen.
»Autos für Tagelöhner und Generaldirektoren«, so ein
Spiegel-Zitat. Eine Kategorie dazwischen, eine »Neue Klasse« mußte
entstehen, um überleben zu können. Für die Entwicklung eines
gänzlich neuen Fahrzeugtyps aber fehlte das Geld. Schon Autopionier Henry Ford hatte als realistisch denkender Amerikaner erkannt, daß es nicht nur zwei Gruppen von Automobil-Liebhabern gibt, nämlich arme und reiche, sondern daß eine mittlere dazwischen die stärkste Kaufgruppe darstellt. Diese »Erkenntnis zur Mittelklasse« brachte ihm in Form des T-Modells den Welterfolg. Wie der Historiker Horst Mönnich schreibt, hat die Modellpolitik der Bayerischen Motoren Werke das Unternehmen in den fünfziger Jahren stark gefährdet: Aus falschem Prestigedenken auch gegenüber den Stuttgarter Mitbewerbern habe man sich ins finanzielle Abseits manövriert. In der Tat: BMW zahlte bei jeder großen Limousine 4000 bis 5000 Mark drauf; zu hoch waren die Herstellungskosten der klassischen »Barockengel«. Für den amerikanischen Markt hatte man die anspruchsvollen Sportwagen 503 und 507 entwickelt, die im Vergleich zum Ford Thunderbird und zur Corvette von General Motors jedoch zu teuer gerieten und kaum abzusetzen waren. |
Erneut
mußte man den Weg der ganz kleinen Schritte gehen, um zur »Neuen
Klasse« zu gelangen. |
Glas wurde von BMW geschluckt. Das Magazin »Der Spiegel« berichtete im Mai 1959, BMW-Chef Dr. Heinrich Richter-Brohm habe den im Hause der Industrie- und Handelskammer München versammelten Aktionären nicht nur einen Jahresverlust von 6,5 Millionen Mark bekanntgegeben, sondern ihnen zugleich neuen Mut gemacht. Ein Modell mit 700-cm³-Zweizylinder-Viertaktmotor zu einem Preis zwischen 5000 und 5500 Mark sollte die Finanzen der mit anhaltenden Schwierigkeiten kämpfenden Firma gründlich aufbessern. |
Für
eine Vermutung, daß Daimler-Benz neben Ingolstadt den erstklassigen
Facharbeiterstamm und die Fließbänder von BMW übernehmen wollte,
sprach die Tatsache, daß der BMW-Aktienkurs trotz aller
beunruhigenden Meldungen in letzter Zeit unverändert fest geblieben
war. |
Er sollte bei gleicher Linienführung länger werden und vier Türen erhalten. Der Motor sollte noch vorn verlegt und auf 1,2 bis 2 Liter erweitert werden. Doch man erkannte bald, daß dies nur eine halbe Sache geworden wäre. Eine solche aus der Not geborene Lösung hätte dem guten Ruf der Marke BMW nur geschadet. Meinungsforscher hatten nämlich ermittelt, daß selbst in der Isetta das sportliche BMW-Image lebte. |
Pläne,
die den Bau eines 1600 cm³-Motors und einen Wagen mit hinterer
Starrachse zum Inhalt hatten, wurden bald verworfen. Motorenchef Alex
von Falkenhausen bekam einen deutlichen Hubraum-Abstand zu Mercedes
verordnet. Auch gab es Diskussionen, ob ein Leichtmetall- oder ein
Graugußmotor zu bevorzugen sei. Falkenhausen setzte Grauguß durch. |
Schon jubelte der Industrie-Kurier: »700er brachte BMW über den Berg!« Der kleine Wagen, zu unrecht mit der Vokabel »Behelfauto« belegt, stellte in der Tat das Fundament für die heutige BMW AG dar. Mit seinem vom Motorrad abgeleiteten Boxermotor verdiente er das Geld für die »Neue Klasse«, die ihm folgen sollte. |
Quelle: | Autos die Geschichte machten - BMW 02 - Die Neue Klasse, v. Thomas G. Müller, Motorbuch Verlag, © 1996 |